Auf der Tagung On Copyright in New York hat sich die Industrie getroffen und mal wieder sich selbst beweihräuchert. Es gab ja auch etwas zu feiern. Mit der Schließung von Megaupload feiert die Industrie vermeintlich einen großen Erfolg um ihr veraltetes System weiter ungehindert betreiben zu können. Mit Kim Schmitz als Verkörperung des Bösen haben sie auch schon ein prominentes Opfer, das sie versuchen für viele Jahre hinter Gitter zu bringen.
Die Verhältnismäßigkeit und Moral spielen dabei gar keine Rolle. Wie sonst lässt es sich erklären, dass Schmitz für 20 Jahre ins Gefängnis gehen soll und Mörder und Vergewaltiger bereits nach einer deutlich kürzeren Zeit wieder auf die Menschheit losgelassen werden?
Die weitere Problematik besteht darin, dass mit diesem Schlag gegen Megaupload eine Grenze überschritten wurde. Wenn es möglich ist einen Dienst zu schließen und die Betreiber grenzüberschreitend einfach in den Knast zu stecken, ohne rechtliche Handhabe, dann ist der Wilkür Tür und Tor geöffnet.
Der Hintergrund ist, dass Megaupload ein Oneclick-Hoster ist. Bei einem solchen Dienst geht es darum den Usern Speicherplatz zur Verfügung zu stellen. Also eine Art Lagerraum für digitale Daten. Die Nutzung dieser Dienstleistung stellt vielfältige Möglichkeiten zur Verfügung. So können beispielsweise Backups als Sicherungskopien dort gespeichert werden und so in eventuellen Notsitutationen ein rettender Anker für ein Unternehmen sein. Ein Geschäftsmann hat bereits auf Herausgabe seiner Backups auf Megaupload geklagt.
Dass diese vielfältigen Möglichkeiten auch kreative Varianten hervorbringen, ist nicht neu. So wird solch ein Service für kommerzielle, private und auch vermeintlich illegale Zwecke genutzt. Vermeintlich illegal, weil meiner Meinung nach die Kopie eines digitalen Guts generell überdacht werden muss. Wie ich hier bereits schon erwähnt habe, sehe ich den Willen der Industrie für jede Kopie denselben Gewinn erzielen zu wollen als ungerechtfertigt.
Das ändert aber nichts daran, dass die Filehoster/Sharehoster eine, selbst nach den strengen aktuellen Gesetzen, eine legale Dienstleistung anbieten. Ich wiederhole mich gerne in diesem Zusammenhang. Die Industrie muss sich dem Markt anpassen und nicht umgekehrt. Die Möglichkeiten unserer heutigen vernetzten Welt gehen einfach viel weiter als es noch vor dem Internet der Fall war. Der Wunsch und das Bestreben der Musik- und Filmindustrie weiter nach Schema F abzuzocken, wie sie es die letzten Jahrzehnte getan haben, tragen nun Früchte in der Richtung, dass sie versuchen alle wichtigen Filehoster zu verbieten. Hierbei werden speziell die Anbieter Mediafire, Fileserve, Wupload, Putlocker und Depositfiles ins Auge gefasst.
Bild von http://www.flickr.com/photos/ivanwalsh/ |
Mich wundert, dass Rapidshare nicht aufgelistet wurde, aber ich denke, dass sich die Amis nicht mit unseren lieben Eidgenossen in der Schweiz beschäftigen wollen. Daran würden sie sich wohl die Zähne ausbeißen.
Diese Maschrichtung zeigt allerdings deutlich, dass auf Gesetze keinen Wert gelegt wird. Die eigenen Interessen, und seien sie noch so veraltet, gehen eindeutig vor. Das kennen wir ja bereits von den Amerikanern mit ihren Wirtschaftskriegen der letzten Jahrzehnte, speziell im mittleren Osten.
Um den Wunsch auf Schließung der Filehoster noch ein wenig plastischer darzustellen: Wenn ein Frisör einem Kriminellen die Haare schneidet und der nach seinem Haarschnitt eine Bank überfällt, muss man dann alle Frisöre zur Verantwortung ziehen und schließen? Nein, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Von daher hoffe ich, dass die Amis damit nicht durchkommen.
Free Kim Schmitz!
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