Freitag, 30. März 2012

Programmierer von kino.to als Kronzeuge

Das Thema kino.to ist schon fast wieder aus den Köpfen der Bürger verschwunden. Doch ein Ende der Verhandlung ist noch lange nicht in Sicht. Aktuell wird der Fall des Chefprogrammierers der Plattform verhandelt. Der namentlich nicht näher genannte Programmierer hat unmittelbar nach seiner Verhaftung bereits signalisiert mit den Ermittlungsbehörden zu kooperieren und als Kronzeuge aufzutreten. Ich gehe davon aus, dass er es leid war mit schlechtem Gewissen zu leben und den Informationen aus der Presse schwingt ein leichter Unterton von Erleichterung mit.
Das interessannte an dem aktuellen Prozess sind die Insiderinformationen über das über Jahre hinweg meistdiskutierte und genutzte Portal Deutschlands. Der Job des Chefprogrammierers wurde fürstlich entlohnt, so hat er monatlich zwischen 30.000 und 50.000 Euro verdient. Das machte über die Jahre rund eine Million Euro. Nach Abzug aller Kosten sind so ca. 700.000 Euro übrig geblieben. Nicht schlecht für einen Programmierer. Nun kommt allerdings die Schattenseite seines Sklavendaseins. Der Angeklagte musste quasi rund um die Uhr für kino.to im Einsatz sein und musste permanent mit Hackeragriffen kämpfen. Für den Chef der Plattform war er immer erreichbar und musste sein Privatleben hinten anstellen. Sein Leben bestand somit nur aus kino.to.
So wie sich die Sache darstellt, war er ein absolut unentbehrlicher Baustein in dem Gefüge. Angesichts dessen erscheint sein verdientes Gehalt dann doch eher relativ und nicht mehr so üppig. Warum er sich aber so sehr zum Sklaven hat machen lassen und sogar teilweise auf seine Zahlungen warten musste, erscheint unlogisch. Weiteren Informationen zufolge, setzt ihm die Zeit in Untersuchungshaft ganz schön zu und er steht unter Medikamenteneinfluss in Form von Psychopharmaka. Mit diesem Wissen erscheint es dann ein wenig logischer, dass er nicht der führende Kopf, bzw. vollwertiger Partner in dem Gefüge um kino.to war. Und das erklärt auch warum es wie eine Erleichterung wirkt, den Job nicht mehr machen zu müssen und das Gewissen zu entlasten.



Am Fall von kino.to wird ein Exempel statuiert und die Ermittlungsbehörden werden dies als einen großen Schlag gegen gewerbmäßige Urheberrechtsverletzung im Internet feiern. Den Bürgern wird dann verkauft, dass damit die Flut an sogenannten illegalen Inhalten im Internet gestoppt wurde. Doch wenn wir ehrlich sind, ist das noch nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein. Es gibt bereits unzählige Nachfolger, unter anderem den genauen Clon von kino.to mit dem sehr einfallsreichen Namen kinox.to. Wenn es nicht einen Insidertip zu den tatsächlichen Machern der Seite gegeben hätte, so wäre die Seite nach wie vor online und die Behörden würden bis heute im Dunkeln tappen.
Die Regierung und die Behörden übersehen immer wieder einen ganz wichtigen Punkt: Das Internet hat ein neues Zeitalter eingeleutet. Man kann nicht mehr an den bis vor einigen Jahren noch gültigen Normen festhalten. Man muss umdenken und die Denk- und Handlungsweise an die neuen Gegebenheiten anpassen und sich ihnen nicht verschließen. Das gilt ebenso für die etablierten Geschäftsmodelle, welche auf einem Markt vor dem Internet beruhen. Zum Beispiel die Plattenindustrie konnte über Jahrzehnte hinweg die Preise und Verfügbarkeit von Musik bestimmen. Es wurde eine Platte aufgenommen, produziert, verpackt, verschifft und in den Läden rund um den Erdball verkauft. Dass das mit Kosten verbunden ist, kann sich jeder denken. Wenn aber heutzutage ein Album fertiggestellt ist und in digitaler Form vorliegt, dann entfallen alle diese kostspieligen Prozesse. Ob ein Album nun einmal oder eine Million mal kopiert wird, spielt keine Rolle. Es kostet nichts mehr. Jetzt soll mir doch mal einer erklären, warum eine CD damals 15 Euro gekostet hat und ein Download auch 15 Euro kosten soll. Der Sinn erschließt sich mir nicht.
Ich bleibe bei meiner Meinung: Wenn ein Markt sich ändert, dann muss die Industrie sich dem Markt anpassen und nicht der Markt der Industrie.

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